Treppe ins Ungewisse
„Das Theaterstück "Treppe ins Ungewisse" ist kein leichtes Stück, es geht um Euthanasie und Zwangssterilisation im 3. Reich. Ein Stück zum Nachdenken, das uns wachsam machen soll, uns wachsam halten soll“, leitet Schulleiter Frank Braksiek die Aufführung ein, die vom Theater odos für die Oberstufe der Gesamtschule Friedenstal aufgeführt wurde.
Im August 1939 erteilte Hitler den Befehl, die Tötung von Geisteskranken, heute sprechen wir von Menschen mit psychischen Störungen, die in Heil- und Pflegeanstalten untergebracht waren, vorzubereiten und durchzuführen. Die Aktion sollte möglichst umfassend sein, denn nach Hitlers verblendeter Vorstellung von der Reinheit der Volksrasse waren geisteskranke Menschen minderwertige Existenzen ohne wirtschaftlichen Nutzen, die allesamt im Wege der Menschenauslese als lebensunwertes Leben vernichtet werden sollten.
Ermordet wurden auch Menschen, die nicht in das Bild der damaligen Gesellschaft passten wie Homosexuelle. Auch Aktivisten, die gegen das NS-Regime agierten, landeten oft in der Psychiatrie, wo sie dann ermordet wurden. Zwischen 1933 und 1945 fielen über 200.000 Menschen der Euthanasie-Aktion zum Opfer. Eine unfassbare Zahl, unfassbares Leid. Im Rahmen von Zwangssterilisationen wurden im selben Zeitraum zwischen 350.000 und 400.000 Menschen geschädigt, mehrere Tausend starben dabei, die Lebensqualität aller anderen wurde durch den Zwangseingriff nachhaltig und extrem verschlechtert.
Das Theaterstück Treppe ins Ungewisse holt die Auseinandersetzung mit diesem in der Öffentlichkeit viel zu wenig beachteten Thema auf die Bühne. Auf Grundlage von Zeitzeugenberichten, Gerichtsurteilen und historischen Studien ist ein Stück entstanden, das versucht, das Unsagbare auszusprechen: Menschen wurden verstümmelt und ermordet, weil sie „störten“. Sie wurden als überflüssig, als unnötige finanzielle Belastung angesehen. Sie waren eine Gefahr für die Reinheit der deutschen „Rasse“.
Im Anschluss an das Theaterstück bekamen die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule die Gelegenheit mit den Schauspielern und Gisela Küster über das Stück zu diskutieren. Ermöglicht wurde die Veranstaltung durch die Zusammenarbeit der Schule mit dem Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken. “Eine wichtige Kooperation, denn das, was einmal geschehen ist, bleibt auch in Zukunft möglich. Und die Verbrechen der NS dürfen sich nicht wiederholen, in welcher Form auch immer“, sagt Frank Braksiek.